Fünf Ernährungsmythen: So viel Wahrheit steckt drin

Kaffee entwässert, Cholesterin macht dick und Salz ist ungesund: Ernährungsmythen gibt es viele. Aber welche stimmen wirklich? Die Kuratorinnen der Ausstellung zu Tisch - Unsere Ernährung: Lust, Druck und Verantwortung sind auf Spurensuche gegangen und haben nachgeforscht, was die Wissenschaft zu diesen fünf Ernährungsmythen sagt.

Mythos 1: Kaffee entzieht dem Körper Wasser

Unsplash / Devin Avery

Ganz selbstverständlich erhält man zum Kaffee jeweils ein Glas Wasser - damit wir die durch den Kaffee verlorene Flüssigkeit im Körper wieder auffüllen können. Wasser trinken schadet sicher nicht, ist aber auch nicht notwendig. Denn über den Tag verteilt verlieren Kaffeetrinker nicht mehr Harn als Nicht-Trinker. Der Mythos des entwässernden Kaffees kommt daher, dass Koffein die Nierenfunktion und damit die Harnproduktion anregt. Dadurch kann die Harnmenge nach Kaffeekonsum tatsächlich etwas grösser ausfallen. Die unveränderte Tagesmenge an Urin deutet jedoch darauf hin, dass unser Stoffwechsel sich anpasst und den Rest des Tages weniger Harn produziert.

Mythos 2: Cholesterin macht dick und krank

Unsplash / Caroline Attwood

Fett, Übergewicht, Krankheit – Cholesterin löst bei den wenigsten Menschen positive Assoziationen aus. Dabei tun wir dem Fettmolekül unrecht, Cholesterin ist wesentlicher Bestandteil unserer Zellmembranen, wichtig für Stoffwechselvorgänge im Gehirn, die Fettverdauung oder die Hormonproduktion. Es konnte allerdings tatsächlich gezeigt werden, dass ein erhöhter Spiegel des sogenannten Low-Density-Lipoprotein (LDL), einem Transportmolekül für Cholesterin in unserem Blut, einhergeht mit Gefässerkrankungen.

Der Einfluss, der unsere Ernährung auf den Cholesterinspiegel hat, ist jedoch weitaus geringer, als bisher angenommen. Unser Körper produziert 80% des Cholesterins selber. Dies geschieht in der Leber. Ein nennenswerter Zusammenhang zwischen Nahrungs- und Blutcholesterin konnte bisher noch nicht eindeutig gezeigt werden. Ein zu hoher Cholesterinspiegel hängt mit Alter und Genetik zusammen. Beides Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben.

Mythos 3: Detox und Entschlacken reinigt den Körper

Unsplash / Kimzy Nanney

Was sind Schlacken? Sie sind Nebenprodukte der Roheisengewinnung im Hochofen. Was sie nicht sind: Stoffwechselendprodukte, die sich in unserem Körper ablagern und uns krank machen. Die Vorstellung, unser Körper sei eine Mülldeponie, die es regelmässig zu säubern gilt, bringt der Detoxindustrie haufenweise Geld ein. Geld, das wir wohl besser für qualitativ hochwertige Lebensmittel ausgeben würden. Denn unser Körper braucht keine Tees, Pülverchen oder Pillen. Eine funktionierende Leber, Niere, Lunge und Haut reichen vollkommen aus. Über diese Organe scheiden wir täglich Stoffe aus, die unser Körper nicht mehr brauchen kann. Bei tatsächlichen Vergiftungen, wie zu viel Quecksilber aus Fisch, Blei aus alten Wasserleitungen oder Arsen aus Reis, ist medizinische Entgiftung angesagt, keine Detoxkur aus dem Supermarkt.

Mythos 4: Salz ist ungesund

Unsplash / Anastasia Zhenina

Der Griff zum Salzstreuer geschieht bei vielen Menschen nicht ganz ohne schlechtes Gewissen. Zwar schmeckt das Essen gesalzen besser, aber sagt man Salz nicht nach, den Blutdruck zu erhöhen? Ja, aber völlig zu Unrecht. Salz ist nur – wie jedes andere Lebensmittel auch – in zu hohen Mengen bedenklich. Wer sein Essen normal salzt, schadet sich nicht. Im Gegenteil: Das im Salz enthaltene Natrium spielt eine wichtige Rolle in unserem Körper. Zum Beispiel bei der Reizweiterleitung in Nervenzellen. Durch das versteckte Salz in Fertiggerichten und verarbeiteten Lebensmitteln essen wir allerdings mehr Salz, als es unser Körper brauchen würde.
Ob dieser hohe, aber durchschnittliche Salzkonsum von gesunden Menschen die Entstehung von Bluthochdruck fördert, darüber ist sich die Forschung uneinig. Sicher ist nur: Um einen erhöhten Blutdruck zu senken, ist es weitaus wirksamer, einige Kilos zu verlieren, als seinen Salzkonsum zu reduzieren.

Mythos 5: Pfui Kohlenhydrate! Je mehr Proteine, desto besser.

zwei frische Lachsscheiben liegen auf Backpapier

Unsplash/ Caroline Attwood

Mehr Protein, weniger Kohlenhydrate – mit diesem Mantra wähnen sich viele Leute auf der sicheren Seite. Proteine lassen Muskeln wachsen und machen schlank. Kohlenhydrate hingegen machen dick und sollten reduziert werden. Besonders nach 18:00 Uhr. Also kaufen wir Müsli, Pasta, Brot, ja sogar Schokoriegel brav in der «Protein-Variante» und nehmen Geschmacksveränderungen protestlos in Kauf.
Unser Körper braucht Protein, daran besteht kein Zweifel. Zuviel Protein ist aber genauso schädlich wie zu viele Kohlenhydrate. Überschüssiges Protein wird vom Körper nämlich nicht einfach ausgeschieden, sondern zur Energiegewinnung beigezogen. Wird diese Energie aber nicht benötigt, speichert sie unser Körper in Form von Fett. Normalverbraucher und Hobbysportler erhalten über eine ausgewogene Ernährung ausreichend Protein. Angereicherte Lebensmittel und Shakes sind höchstens für Leistungssportler sinnvoll.


 
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Inszenierte Naturräume. Eine dezentrale Ausstellung zur Zukunft der Ernährung

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